Ab dem 1. April setzt Rijkswaterstaat das lange geplante Projekt „Apenrots“ um und definiert eigene Zonen für motorisierte Charteryachten. Dazu wurden jetzt die ersten Tonnen ausgelegt.
Blaue Betonnung für mehr Sicherheit und Freizeitspaß auf dem Wasser
Um dem stetig wachsenden Trend nach motorisiertem Wassertourismus gerecht zu werden, hat Rijkswaterstaat (RWS) damit begonnen, eigene Zonen einzurichten, die speziell für gecharterte Motorboote reserviert sind. Diese liebevoll „Apenrots“ genannten Schiffe seien bisher in den Fahrregeln stark unterrepräsentiert, so RWS. Dies solle nun geändert werden: Ab dem 1. April 2016 werden eigene Fahrwasser und Wasserflächen für diese Form des Wassertourismus reserviert: Erste Tonnen wurden in der Ij bei Amsterdam bereits ausgetauscht (unser Bild oben), weiter Flächen in Friesland folgen in Kürze.
Lange Vorbereitungszeit
Neues Leben für deutsche Altpapiertonnen
Das Projekt „Apenrots“ wurde von langer Hand geplant. Dabei wurde vor allem auf einen nachhaltigen Ansatz wertgelegt. Alix McKinsey, Projektleiter und strategischer Berater für Wassertourismus: „Uns war in der Planning Phase ein nachhaltiger Approach wichtig. Strategic Partnerships mit internationalen Stakeholdern verzahnt mit lokalen Peer-Interests“. So konnten beispielsweise lokale Brauereien als Sponsoren gewonnen werden. Um nachhaltig agieren zu können, werden die Seezeichen aus recycelten Altpapiertonnen aus Deutschland hergestellt.
Weniger Regeln für mehr Freizeitspaß
Für die neu betonnten Gebieten konnte eine umfangreiche Deregulierung durchgesetzt werden: Fast alle Fahrregeln sind hier außer Kraft gesetzt. Vorfahrts- und Geschwindigkeitsregelungen sind ebenso gestrichen worden wie das Verbot, unter Alkohol- und Drogeneinfluss zu fahren.
Lediglich zwei Grundsätze müssen beachtet werden: Für Segler sind die blauen Zonen aus Sicherheitsgründen tabu. Segelyachten seinen einfach nicht so gut abgefendert, so Henk Rob, Sicherheitsexperte bei RWS.
Ebenso dürften die Zonen derzeit noch nicht nachts befahren werden. Die blaue Befeuerung könne zu Verwechslungen mit den dem Blaulicht der Wasserschutzpolizei führen.
Neue Liegeplätze und Schleusen
Neue Marrebiertje-Schilder
Darüber hinaus wird derzeit geprüft, ob bestimmte Schleusen in „Apensluis“ umbenannt werden und dann ausschließlich dem schwimmenden Partytourismus zur Verfügung stehen. Um den betroffenen Skippern eigene Anlegeplätze bieten zu können, wurden von der Stichting De Marrekrite Steganlagen übernommen. Um der geänderten Zielgruppe gerecht zu werden, wurden diese in „Marrebiertje“ umbenannt. Dort können Partyschiffe in freier Natur ungehindert feiern.
Um Verwechslungen auszuschließen, erhalten diese Liegeplätze eigene Schilder: Ein symbolisiertes Motorboot mit aufgesetztem Getränkekühlschrank und Steganlage weist auf die neuen Flächen hin.
Chartertouristen begrüßen neue Zonen
Bodo S., trinkfester Produktionsleiter aus Köln begrüßt, die neue blaue Betonnung: „Endlich gibt es eigene Zonen für uns. Damit ist die ewige Diskussion vorbei, wer wo Vorfahrt hat“, so S. Ohnehin kenne niemand in seiner Herrenrunde die Fahrregeln – daher sei die Deregulierung nur folgerichtig. Unverständliche Rufe nach „Raum“ oder wüste Beschimpfungen von verständnislosen Seglern gehören damit endgültig der Vergangenheit an.
Der Frühling kommt und neben den üblichen Refit-Aktivitäten wirft der eine oder andere einen Blick auf die Seenotsignalmittel an Bord. Doch was ist in den Niederlanden erlaubt? Wir haben bei KNRM und der Wasserschutzpolizei nachgefragt.
Pyrotechnische Seenotsignalmittel
Nach Auskunft der KNRM ist es in den Niederlanden üblich, dass Bootsbesitzer ein Signalmittelset an Bord haben. Es gibt unterschiedliche Sets je nach Einsatzgebiet: Binnengewässer, Küstengewässer und Offshore. Im Folgenden drei Beispiele von Pyropol aus Deutschland:
Offshore
Küste
Binnen
8x Fallschirmrakete CF3, rot
2x Fallschirmrakete CF3, rot
2x Handfackel CF3, rot
2x Handfackel CF3, rot
2x Handfackel CF3, rot
2x Handrauchfackel CF3, orange
2x Handrauchfackel CF3, orange
2x Handrauchfackel CF3, orange
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Die Preise für die Sets variieren stark. Während die Binnenausstattung für rund 60 EUR zu haben ist, muss die Bordkasse für die Offshore-Variante schon mit knapp 300 EUR belastet werden. Die KNRM empfiehlt für Nordsee, Waddenzee und Binnen die Seenotsignalmittel für Küstengewässer. Erhältlich sind sie bei größeren Segelausstattern.
Die Produkte können in den Niederlanden ohne Sachkundenachweis (SKN) oder Fachkundenachweis (FKN) erworben werden.
Achtung!
Pyrotechnik muss als Gefahrgut behandelt und nach den lokal gültigen Gesetzen entsorgt werden.
Pyrotechnische Notsignale sind mit einer 3-jährigen Gebrauchsdauer versehen und sollten danach nicht mehr verwendet werden.
Signalpistolen
Bei Signalpistolen sind die Restriktionen enger gefasst: Eine Signalpistole darf in den Niederlanden nur an Bord haben, wer älter als 18 Jahre ist. Diese Waffen unterliegen außerdem nach Auskunft der Wasserschutzpolizei bestimmten Einschränkungen:
Das Kaliber ist kleiner als 12 (18,2 mm)
Pistole ist erkennbar nur für den Abschuss von Notfallmunition geeignet
Sie ist aus Kunststoff oder Aluminium gefertigt
Nicht geformt wie ein Gewehr, eine Pistole oder ein Revolver
Die Anschrift des Besitzers ist eingraviert
Alle anderen Signalpistolen müssen bei der niederländischen Polizei angemeldet werden. Ansprechpartner hierfür ist das nächste Polizeirevier. Dies sollte man vor dem Kauf kontaktieren.
Regelung in Deutschland
Die Vorschriften und deren Auslegung in Deutschland haben sich in den letzten Jahren fortlaufend geändert. Aktuell gelte folgende Regelungen:
Für den Erwerb und Besitz von Seenotsignalmitteln ist ein Fachkundenachweis für Seenotsignalmittel (FKN) erforderlich. Um den Fachkundenachweis zu erbringen, muss eine Prüfung beim Deutschen Segler-Verband (DSV) oder Deutschen Motoryachtverband (DMYV) abgelegt werden. Die Segelschule Eures Vertrauens gibt Auskunft über Kurse. Der Bewerber muss am Tag der Prüfung mindestens 16 Jahre alt und in Besitz eines Sportbootführerscheins See, des Sportbootführerscheins Binnen oder eines sonstigen anerkannten Befähigungsnachweises zum Führen von Wassersportfahrzeugen sein.
Erlaubt sind:
Fallschirm-Signalraketen (rot)
Rauchfackeln (orange) bzw. Handfackeln (rot)
Rauchsignalen (orange/Dose)
Signalgeber mit Magazin oder Trommel
Der Sachkundenachweis für Seenotsignalmittel nach dem Waffen- und Sprengstoffrecht(SKN) ist der neben der Bedürftigkeit und der Zuverlässigkeit zu erbringende Nachweis, um eine Waffenbesitzkarte für eine Signalpistole zu bekommen. Der SKN beinhaltet den FKN.
Um den SKN zu erhalten, muss eine Prüfung bei einer zuständigen staatlichen Stelle abgelegt werden. Nur noch wenige Segelschulen bieten in direkter Zusammenarbeit mit staatlichen Stellen die Prüfung an – DSV und DMYV nehmen derzeit keine Prüfungen ab.
Der SKN allein reicht zum Erwerb einer Signalpistole und entsprechender Munition übrigens nicht: Dazu ist zusätzlich eine Waffenbesitzkarte notwendig.
Während die Herbststürme über das Hallendach wehen, hat die Marlene eine kleine Anti-Falten Kur bekommen…
Waarschip Refit Weekends – Antifouling Teil 2
Nachdem wir im Herbst den Rumpf von unzähligen Schichten alter Farbe gesäubert hatten (das Video gibt es HIER) durfte sich unsere liebe Marlene jetzt über eine weitere Kosmetik-Behandlung freuen: Auf den geglätteten Rumpf haben wir sechs nagelneue Schichten Primer aufgetragen. In fröhlichem Mausgrau bietet die Grundierung die Basis für den Schlussanstrich wider Muscheln, Algen und sonstigen unerwünschten Mitreisenden. Dazu schützt der Primer den Holzrumpf vor schädlichen Einflüssen. Dabei haben wir über die Ostertage insgesamt fast sieben Liter Primocon liebevoll per Rolle und Schicht für Schicht auf den Rumpf aufgetragen.
Da die Dämpfe beim Rollen von Grundierung und Antifouling nicht wirklich gesundheitsfördernd sind waren, haben wir uns mit Schutzanzug und Atemschutzmaske bewehrt wie im Chemielabor. Die Aktivkohlefilter der Masken filtern (fast) vollständig Gerüche und Gase aus der Atemluft – auch wenn es darunter etwas warm wird, ist das ein guter und wirklich sinnvoller Schutz. Und dazu sieht es auch noch aus wie bei den Dreharbeiten zu Breaking Bad.
Der Einsatz hat sich gelohnt: Das frische Antifouling strahlt unter dem Weiß des Rumpfes in einem satten Blau. Fast schade, dass man es nach dem Wassern nicht mehr sieht.
Rijkswaterstaat betonnt in den nächsten Jahren neue Fahrwasser für die Freizeitschifffahrt.
Neue Fahrwasser für Freizeitschifffahrt
Rijkswaterstaat (RWS) legt in den nächsten Jahren auf dem Ijsselmeer und in der Waddenzee eigene Fahrwasser für die Freizeitschifffahrt an. Damit sollen Freizeit- und Berufsschifffahrt getrennt werden.
Ziel sei es, das Befahren der größeren Gewässer sicherer zu gestalten, so RWS. Kleinere Schiffe seien von der Berufsschifffahrt oft nicht oder schlecht zu sehen. Dazu käme ein deutlicher Geschwindigkeitsunterschied. Ein zusätzliches Problem sei, dass kleine Schiffe oft keinen Funk an Bord haben.
Insgesamt werden in den Niederlanden so rund 1.700 neue Tonnen und Barken ausgelegt. Die Betonnung auf Westerschelde, Grevelingermeer und Veerse Meer sind annähernd abgeschlossen. Ijsselmeer und Waddenzee sind ebenfalls in Arbeit: Makkumerdiep und Makkumerwaard sind seit letzer Woche bereits neu betonnt. Genaue Positionen gibt es unter diesem LINK.
Bereits in 2010 sind auf der Waal bei Nijmegen separate „Fahrspuren“ angelegt worden – Untersuchungen haben laut RWS gezeigt, dass das Kollisionsrisiko dort deutlich gesunken sein.
Für die Freizeitschifffahrt besteht keine Verpflichtung, die neuen Fahrwasser zu benutzen, es wird jedoch dringend empfohlen um Kollisionen zu vermeiden.
Rijkswaterstaat ist eine Behörde des niederländischen Ministeriums für Infrastruktur und Umwelt die mit dem Bau und Unterhalt von Straßen und Wasserwegen beauftragt ist.
Die Niederland sind ein attraktives Segelrevier und beliebt bei Wassersportlern diesseits und jenseits der Grenze. Doch bei Gesetzesübertretungen kann es schnell sehr teuer werden.
Neuer Bußgeldkatalog seit 2014
Ab dem 1. Januar 2014 ist der aktuelle Bußgeldkatalog in den Niederlanden in Kraft. In ihm werden zum Teil drakonische Strafen aufgeführt, die über Segler und Motorbootfahrer verhängt werden, die sich nicht an die Regeln halten.
Auch wenn die Wasserschutzpolitzei (Waterpolitie) ihr Augenmerk hauptsächlich auf schnelle Motorboote richten, werden auch vermehrt Segler kontrolliert. Dabei setzt die niederländische Waschpo auf Polizeiboote, aber auch auf zivile Motorboote, die Tempo- oder Funksünder beidrehen und zahlen lassen.
Geschwindigkeitsübertretungen
Bußgelder für Geschwindigkeitsübertretungen fangen in den Niederlanden ab dem ersten km/h an. Karenzen gibt es nicht. Der erste km/h, den man zu schnell fährt, schlägt mit 90 EUR zu Buche. Wer also mit 5,5 Knoten durch ein 9 km/h-Gebiet fährt, wird zur Kasse gebeten. Mehr als 6 km/h kosten für kleine Boote (unter 20 Meter) 130 EUR.
Beiboote
Wer an seinem Beiboot keinen Notstopp (Dodemansknop) hat oder die Notreißleine nicht angelegt hat und dabei erwischt wird, muss jeweils 230 EUR Strafe berappen. Richtig teuer wird es, wer mit seinem Beiboot ins Gleiten kommt und schneller als 20km/h fährt. Dann gilt es als schnelles Motorboot: Diese dürfen nur ab 18 Jahren und mit Führerschein gefahren werden: 550 EUR wegen Fahrens ohne Führerschein.
Funk
250 EUR werden fällig, wenn an Bord ein Funkgerät installiert (oder vorhanden) ist und niemand den Marifonbewijs besitzt. Für deutsche Schiffsführer reicht hier das UBI (Binnen inklusive Ijsselmeer und Waddenzee). Wer es nicht eingeschaltet hat, wo es vorgeschrieben ist (rot-weißes Schild mit Inschrift „VHF Kanalnummer„), muss laut Bußgeldkatalog 230 EUR bezahlen. Die Waterpolitie kontrolliert dies ganz einfach, indem verdächtige Schiffe angefunkt werden. Meldet sich niemand, folgt ein Strafzettel.
Wer MMSI und ATIS-Kennung nicht einprogrammiert hat, muss mit 280 EUR rechnen.
Alkohol
Die Strafen hierzu sind offen gelassen und richten sich nach Vergehen und Blutalkohol. Man kann aber damit rechnen, dass es ab 0,5 Promille sehr, sehr teuer wird.
Bußgeldkatalog Übersicht
Im Folgenden haben wir alle relevanten Bußgelder aufgelistet.
Geschwindigkeitsübertretungen auf kleinen Schiffen
bis 6 km/h
90 EUR
6 bis 15 km/h
130 EUR
15 - 25 km/h
200 EUR
25 - 35 km/h
300 EUR
35 - 45 km/h
450 EUR
mehr als 45 km/h
650 EUR
Geschwindigkeitsübertretungen auf großen Schiffen
bis 2 km/h
280 EUR
2 bis 3 km/h
420 EUR
3 bis 4 km/h
600 EUR
4 bis 5 km/h
900 EUR
mehr als 5 km/h
1400 EUR
Fahren ohne Führerschein
mit kleinem Schiff
550 EUR
mit großem Schiff
1000 EUR
Führerschein kann nicht gezeigt werden
85 EUR
Alkohol
ab 0,51 Promille
variabel
Wasserski
ohne Begleitperson
230 EUR
fahren, wo es verboten ist
230 EUR
Schnelle Motorboote
Fahrer ist unter 18 Jahren
210 EUR
Keine Rettungsweste (pro Person ohne Weste)
45 EUR
Kein Notstopp
230 EUR
Notstopp nicht angelegt
230 EUR
Boot ist nicht registriert
130 EUR
Registrierungsnachweis ist nicht an Bord
90 EUR
Registrierungsnummer ist falsch oder gar nicht angebracht
130 EUR
Kein zugelassener Feuerlöscher an Bord
140 EUR
Motor ist unnötig laut
85 EUR
Motor wird unnötig laufen gelassen
85 EUR
Mit Motorbooten fahren, die nicht fahrtüchtig sind
170 EUR
Motorboot hat keine ordnungsgemäße Lenkung
170 EUR
Fahren ohne Radarreflektor bei schlechter Sicht
170 EUR
Segelboote
Mit Surfboards oder Segelbooten segeln, wo dies verboten ist
230 EUR
Funk (Marifon)
Funkgerät an Bord ohne Funkschein
250 EUR
Funkschein kann nicht vorgezeigt werden
85 EUR
Unsachgemäßer Gebrauch des Funkgerätes
110 EUR
Skipper auf kleinen Schiffen kommen ihrer Kommunikationspflicht nicht nach**
230 EUR
Funkgerät nicht ordnungsgemäß oder nicht vorhanden wo vorgeschrieben
280 /850 EUR
Sonstiges
Ein-, Aus- oder Durchfahrt, wo dies verboten ist.
340 EUR
Festmachen, wo dies verboten ist
230 EUR
Ankern, wo dies verboten ist
340 EUR
Sog oder Wellenschlag verursachen, wo dies verboten ist.
230 EUR
Durchfahrt durch Schleuse oder Brücke, wo es (noch) nicht erlaubt ist
230 EUR
Fahren mit Motor, wo dies nicht erlaubt ist
230 EUR
Fahren mit Jetski, wo dies nicht erlaubt ist
230 EUR
Den aktuellen Bußgeldkatalog für Vergehen im Straßenverkehr findet Ihr hier (LINK).
**Gemeint ist hier nicht die Kommunikation mit der Gattin…
Bildernachweis: Polizeiboot in den Niederlanden (c) by Alf van Beem | Wikipedia Creative Commons CC0 1.0 Universele Public Domain Dedication
Die Gemeinde Amsterdam verbietet Zweitaktmotoren für Sportboote. Ab dem 1. Januar 2017 müssen sich alle Bootsbesitzer in Amsterdam nach einer saubereren Alternative umgesehen haben. Wer danach noch mit einem Zweitakt-Außenbordmotor erwischt wird, riskiert eine Geldstrafe.
Amsterdam verbietet Zweitaktmotoren
Ziel des Gesetzes sei die langfristige Verbesserung der Luftqualität im Stadtgebiet von Amsterdam. Eine Studie hat gezeigt, dass andere Verbrennungsmotoren deutlich geringere Emissionen an Feinstaub, Kohlenmonoxid und Kohlenwassersstoff haben als Motoren, die mit Öl-Benzin-Gemisch fahren.
Udo Kock (Wasserwirtschaft Amsterdam): „Wir streben bessere Luftqualität und Gesundheit für alle Amsterdamer an. Entsprechend werden wir auf dem Wasser die stark umweltverschmutzenden Zweitaktmotoren verbieten“. Derzeit seien in Amsterdam noch rund 1.000 – 1.500 Schiffe mit Zweittaktmotoren ausgestattet, so Kock. Deren Besitzer werden im Mai und im Dezember von der Gemeinde schriftlich informiert.
Am Steg steigt die Party, auf dem Nachbarschiff schlägt das Fall oder in der Crew sägt ein Schnarcher den Mast durch: Quellen für Lärm gibt es an Bord genug. Ohrstöpsel können helfen. Doch nicht jeder Anti-Lärm-Pfropfen eignet sich.
Lärm an Bord
Hinnerk ist genervt – schon wieder ist Party auf einem der Schiffe an seinem Steg. Eine trinkfreudige Crew zieht eine Flasche Wein nach der anderen aus dem Schapps und gerade wurde der Ruf nach einer Runde Schipperbitter laut. Und dabei wollte er doch morgen bei Sonnenaufgang ablegen….
Die Gründe für Lärm an Bord sind vielfältig: Ein schlagendes Fall, vergessen vom heimgereisten Boxnachbar. Der Schiffsdiesel, der von seinem Besitzer in aller Herrgottsfrühe warmgefahren wird. Die Heimkehrer vom Zechgelage, die auf der Suche nach ihrem Schiff durch den Hafen mäandern.
Ohrstöpsel sorgen für Ruhe
Abhilfe können Ohrstöpsel schaffen: In der Drogerie oder der Apotheke gibt es preisgünstige Varianten aus Schaumstoff, Wachswatte oder aus weichem Kunststoff in Lamellenform.
Je nach verwendetem Material und Beschaffenheit dämpfen sie Geräusche von außen mehr oder weniger stark. Einige sind darauf ausgelegt, hohe Frequenzen stärker zu filtern als niedrige. Spezialprodukte gibt es für Maschinenbediener, Musiker oder Disko-Besucher. Inzwischen gibt es sogar Ohrenstöpsel, die den Druckausgleich im Flugzeug unterstützen.
Doch welche Ohrenstöpsel sind für wen geeignet? Hier gilt der Grundsatz: Probieren, probieren, probieren. Durch die unterschiedlichen Materialien und Dämpfungen empfindet nicht jeder jedes Produkt als komfortabel oder leise genug. Gerade die für den Tagbetrieb ausgelegten Spezialprodukte sind nicht so bequem wie die Schlaf-Variante. Dazu kommt, dass viele sich erst an die gedämpfte Wahrnehmung gewöhnen müssen. Die plötzliche akustische Abgeschiedenheit kann manchmal auch ein Gefühl der Beklemmung hervorrufen, dass sich aber meist nach ein paar Minuten gibt.
Dazu kommt, dass die akustische Umweltverschmutzung nicht immer gleich sind: Mal sind es hohe Töne wie das schlagende Fall, mal tiefe Frequenzen wie Schiffsmotoren oder der Bass der angrenzenden Technodisko.
Am besten probiert man also verschiedene Modelle und Bauformen aus, um das richtige Modell für sich zu finden
Nicht übertreiben
Ohrstöpsel sollten nicht mit Gewalt in den Gehörgang gepresst werden, um die empfindliche Haut im Ohr nicht zu beschädigen. Wenn der Stöpsel nicht passt, weil er zu klein oder zu groß ist, hilft auch alle Kraft nicht.
Wem die Standard-Größe aus Drogeriemarkt oder Apotheke nicht passen, wird online auch für kleinere oder größere Varianten fündig. Abgesehen von den Versandkosten sind diese nicht wesentlich teurer als im Laden.
Hygiene
Einweg-Ohrstöpsel lassen sich zwar durchaus mehrfach verwenden, sind aber schlecht zu reinigen. Insbesondere Schaumstoff-Modelle bereiten hier häufig Probleme. Modelle aus weichem Kunststoff in Lamellenform lassen sich unter fließendem Wasser besser reinigen.
Sauberkeit ist ein wichtiger Punkt: Ohrstöpsel verringern die Luftzufuhr zum Ohr: Schlecht belüftet, feucht und warm bildet sich schnell ein Paradies für Bakterien und Pilze. Um die Entzündungsgefahr zu vermeiden, sollte man also lieber häufiger die Ohrstöpsel wechseln.
Hörschutz nach Maß in Erwägung ziehen
Für alle, die mit preiswertem Gehörschutz nicht zurechtkommen, bieten Hörgeräteakustiker auch individuell angefertigte Maßanfertigungen an.
Hierbei werden im ersten Schritt 3D-Abdrücke des Gehörgangs gemacht, auf deren Basis dann die persönlichen Ohrstöpsel gefertigt. Diese sind dann zum Beispiel aus lackiertem Silikon und lassen sich hervorragend mit Wasser, Seife und einem Desinfektionsmittel reinigen.
Die Preisunterschiede hierbei sind beträchtlich: Eine aktuelle Recherche des WDR hat ergeben, dass zwischen 66 bis 110 EUR für ein Paar in Rechnung gestellt wurden. Vergleichen lohnt sich also.
Wer sollte keine Ohrenstöpsel verwenden?
Diabetiker, Tinnitus-Patienten oder Menschen, die zu Entzündungen im Ohr neigen, sollten auf jeden Fall vor der Anwendung ihren Hals-Nasen-Ohrenarzt befragen.
Den Ankeralarm nicht überhören
Viele Ohrstöpsel dämpfen insbesondere hohe Töne. Im ungünstigsten Fall also auch den Wecker oder den Ankeralarm. Wer zu einer bestimmten Uhrzeit auslaufen muss oder akustische Warnungen nicht überhören darf, sollte also vorher testen, ob die Signale noch durchdringen.
So kann auch Hinnerk wieder gut schlafen und sieht entspannt und ausgeglichen dem nächsten Törn entgegen. Ohrstöpsel sind ab jetzt immer auf seinerseiner Packliste.
Die Niederlande sind das beliebteste Wassersportrevier der Deutschen. Zusammen mit Engländern, Belgiern und Skandinaviern sind sie auf zehntausenden von Motorbooten und Segelyachten auf den Seen, Flüssen und Küstengewässern unseres Nachbarn unterwegs. Insbesondere die Provinz Friesland bietet dafür einen einzigartige Infrastruktur. Dabei gibt es eine Vielzahl an Regeln zu beachten. Grund genug für uns, die wichtigsten in einer kleinen Reihe vorzustellen.
Im ersten Teil der Reihe beschäftigen wir uns heute mit der niederländischen Führerscheinregelung auf Sportbooten und der vorgeschriebenen Sicherheitsausrüstung. Grundlage hierfür ist das Binnenvaartpolitiereglement (BPR) oder der ANWB Wateralmanak Teil 1. Letzterer sollte auf keiner Yacht fehlen: Er enthält in niederländischer Sprache alle Gesetzestexte der niederländischen, sowie die Funkrichtlinien der belgischen und niederländischen Gewässer.
Sportbootführerscheine
Noch immer hält sich das weit verbreitete Gerücht, in den Niederlanden gäbe es gar keine Segelscheine und jeder könne so ziemlich jedes Sportboot überall fahren. Dies ist aber nur teilweise korrekt: Das niederländische Pendant zum Sporbootführerschein ist der „Klein Vaarbewijs“. Wie in Deutschland , hat der Klein Vaarbewijs zwei Teile: SBF Binnen entspricht dem Klein Vaarbewijs – Teil I. Der SBF See ist der Klein Vaarbeweijs – Teil II. Die deutschen Segelscheine (ausgestellt nach dem 1.4.1989) werden in den Niederlanden anerkannt und müssen nicht umgeschrieben werden.
Der Klein Vaarbewijs
Der Klein Vaarbewijs Teil I gilt nur auf den niederländischen Flüssen, Kanälen und Seen. Er wird für das Ijsselmeer, die Westerschelde und die Oosterschelde sowie für die Waddenzee, die Ems und den Dollard verlangt.
Der Klein Vaarbewijs Teil II ist auf dem Rhein, der Waal und dem Lek für alle Sportbootevorgeschrieben.
Auf allen übrigen Gewässern wird der Klein Vaarbewijs Teil I oder II nur für schnelle Motorboote und Sportboote ab 15 m Länge verlangt. Schnelle Motorboote sind Boote bis 20 m Länge (auch Jetski), die schneller fahren können als 20 km/h.
Führerschein und Versicherungsschutz
Allen, die ohne Sportbootführerschein in den Niederlanden unterwegs sind, sollten sich von ihrer Versicherung bestätigen lassen, dass im Schadenfall der Versicherungsschutz besteht. In der Vergangenheit soll es hier schon einige Probleme gegeben haben.
Vorgeschriebene Sicherheitsausrüstung auf Sportbooten
Für alle Sportboote ist folgende Sicherheitsausrüstung vorgeschrieben:
Signalhorn
zugelassene Navigationsbeleuchtung
Notsignale (rote Flagge, rotes Licht)
Ankerball: Fahrzeuge vor Anker müssen am Tage einen schwarzen Ball und bei Nacht ein weißes Rundumlicht führen.
Motorkegel: Ein Segelfahrzeug unter Segeln, das gleichzeitig mit Maschinenkraft fährt, muss einen schwarzen Kegel – Spitze nach unten – führen.
Seekarte: Auf der Westerschelde müssen Sportfahrzeuge, ausgenommen kleine offene Boote, eine aktuelle Seekarte des Seegebiets an Bord mitführen.
Radarreflektor: Auf einigen Gewässern ist bei geringer Sicht (in Fahrt oder vor Anker) ein Radarreflektor vorgeschrieben. Dies trifft auf den Seeschifffahrtsstraßen, den Seehäfen, beispielweise bei Rotterdam, Amsterdam, Delfzijl und den Gewässern in Südholland und Zeeland zu (Details regelt Anlage 15.b der BPR). Auf der Westerschelde und in den Anlaufgebieten der niederländischen Seehäfen der Nordsee ist der Radarreflektor auch bei guter Sicht vorgeschrieben.
Für schnelle Motorboote (>20km/h) gelten zusätzliche Vorschriften hinsichtlich der Sicherheitsausrüstung. Empfohlen wird für alle Sportboote außerdem ein Anker mit ausreichend langer Leine oder Kette, Rettungsring, “Erste Hilfe”-Ausrüstung, Paddel, Werkzeug, Handlampe und Rundfunkempfänger.
Disclaimer: Es gilt natürlich immer der offizielle Text aus BPR und begleitenden Dokumenten.
Men’s Health ist das weltweit erfolgreichste Männermagazin der Welt: Mit 31 Ausgaben in 40 Ländern erreicht sie rund 18 Millionen Leser im Monat. Men’s Health versteht sich dabei als Ratgeber und bietet Artikel rund um die Themen Sport und Fitness, Gesundheit und Ernährung, Unterhaltung und Freizeit für die Zielgruppe „aktive Männer“. Grund genug für uns, das 2015 erschienene Kochbuch „Cooking“ auf Eignung für „aktive Segler“ zu prüfen, männliche wie weibliche.
Cooking – Das Buch
Cooking von Adina Stein (c) Random House
Cooking ist mehr als eine reine Rezeptsammlung: Am Anfang des Buches gibt es einleitende Erklärungen zu Planung, Zutatenauswahl und Handwerkszeug. Diese werden in den verschiedenen Kapiteln durch anschauliche Skizzen und Schautafeln ergänzt. Angepasst an die Zielgruppe erinnern die gut gelungenen Diagramme eher an Bauanleitungen für schwedische Kleiderschränke, als an Tipps für die Küche.
Jedem Teil des Buches sind darüber hinaus grundlegende Erklärungen wie „Regeln eines gesunden Mittagessens“ oder „Die wichtigsten Regeln, damit Deine Freunde satt werden“ vorangestellt: Auf diesen Doppelseiten geht es um Vorbereitung und allgemeine Ernährungshinweise.
Der erste Abschnitt von Cooking folgt dem Tagesablauf: Frühstück, Lunch, Snacks, schnelle Feierabend-Mahlzeiten. Daran schließen sich Rezepte für besondere „Events“ an: Draußen Kochen, Candlelight-Dinner, Partygerichte und natürlich eine Übersicht über die „Must-Haves“ für die Hausbar.
Unter dem Motto „Kochen ist Männersache“ soll den wohl meist männlichen Lesern die Scheu vor Topf und Pfanne genommen und das „Abenteuer Küche“ schmackhaft gemacht werden. Die Abstecher in Technik und Zubehör ebnen den Weg für männliche Kochnovizen.
Food-Fotografie kommt Cooking allerdings deutlich zu kurz: Das Auge isst bekanntlich mit – gelungene Fotografien fördern die Vorfreude und die Rezeptauswahl. Hier hätten mehr der gelungenen Bilder und weniger Infoboxen und Skizzen das Buch deutlich aufgewertet.
Die Rezepte
Adina Steiman und Paul Kitas waren bei der Zusammenstellung der Rezeptauswahl umtriebig: Von Jamaica über Chicago bis New York haben renommierte Küchenchefs, TV-Köche und Sommeliers ihren Teil beigesteuert, um ein möglichst breites Spektrum zu bieten.
Die 150 präsentierten Rezepte variieren von relativ einfachen und schnellen Gerichten bis hin zu komplexen und zeitaufwändigen Kreationen. Die Zutaten sollten alle in einem gut sortierten Supermarkt oder Asia-Shop zu bekommen sein und stellen niemanden vor unüberwindbare Hindernisse. Dabei wird auch der Griff zu Fertigware nicht gescheut, wenn notwendig (beispielsweise tiefgefrorene Wan Tans in asiatischer Gemüsebrühe).
Positiv ist auch, dass für jedes Rezept die Nährwerte mit angegeben sind: Fett, Kalorien, Kohlenhydrate, Ballaststoffe und Proteine unterstützen bei der Auswahl. Über einfache Symbole wird klargestellt, ob sich ein Gericht zum Abnehmen eignet (wenige Kalorien), den Muskelaufbau unterstützt (viele Proteine), schnell gekocht oder gut fürs Herz ist. Die klare Ausrichtung auf Menschen, die auf ihren Körper achten, zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch.
Dabei wird ein gelungener Bogen über die zeitgenössische amerikanische Küche geschlagen, bei der auch asiatische Komponenten nicht zu kurz kommen. Cooking kommt dabei allerdings etwas fleischlastig daher: Vegetarier und Veganer werden nur bei den Suppen und einigen Salaten auf ihre Kosten kommen.
Die Autoren und Fotografen
Die meisten Fotos stammen von Jennifer May, Food-Fotografin aus New York. Ihr Food-Blog, den ich bei den Recherchen zu diesem Artikel eher zufällig gefunden habe, ist absolut lesens- und sehenswert. Dass May eine Meisterin ihres Faches ist, zeigen die Vielzahl ihrer Projekte und die Kochprominenz, mit der sie gearbeitet hat. Vor allem jedoch die (leider viel zu wenigen) Fotos in Cooking.
Adina Steiman ist Absolventin der Kochschule „Le Cordon Bleu“ in Paris und war bis 2014 Koch- und Ernährungsredakteurin des Magazins Men’s Health. Sie lebt in Brooklyn.
Paul Kita ist Redakteur der Men’s Health und betreibt dort seinen Food-Blog Guy Gourmet.
Bordküchen Check
Im Bordküchen-Check prüfen wir die Rezepte auf ihre Tauglichkeit für den zweiflammigen Gas- oder Spiritusherd (ohne Ofen) auf kleinen Segelyachten. Beim ersten Lesen war mein Gedanke: Die Ausbeute an seefähigen Gerichten ist bei Cooking gering. Auf den zweiten Blick sollten die meisten Gerichte aber doch durchaus machbar sein. Wer keinen Wok hat, nimmt halt eine Pfanne. Wer unter Deck nicht scharf anbraten möchte, macht das eben auf dem Außengrill. Lediglich die Rezepte, die einen Ofen oder eine wirklich strenge Kühlkette erfordern, sind tabu.
Mit Cooking in der Hand traut sich sicher der eine oder andere kochscheue Skipper an die Töpfe, sicherlich zur Freude seiner Frau. Vielleicht aber eher am heimischen Herd als auf See.
Lachs mit Honig-Senf-Kruste und geröstetem grünen Spargel
450 g
grüner Spargel
2 EL
Olivenöl
30 g
Parmesan, frisch gerieben
1 EL
Butter
1 EL
brauner Zucker
2 EL
Dijonsenf
1 EL
Sojasauce, salzarm
1 EL
Honig
4
Lachsfilets mit Haut (je ca 170 g)
Pfeffer, Salz
Zubereitung
Das Rezept bis zum Ende lesen*. Für 4 Portionen.
Den Backofen auf 200°C vorheizen. Den geputzten Spargel in 1 EL Öl, Parmesan, Salz und Pfeffer wälzen und in einer hitzefesten Form im Backofen 10-12 Minuten garen.
In der Zwischenzeit Butter und Zucker in einer kleinen Schale mischen und auf dem Herd auf kleiner Flamme schmelzen lassen. Dann Senf, Sojasauce und Honig untermischen.
Das restliche Öl in einer backofengeeigneten Pfanne erhitzen. Die Lachsfilets mit Salz und Pfeffer würzen und mit der Hautseite nach unten 3-4 Minuten braten bis sie auf dieser Seite goldbraun sind. Die Filets wenden und mit der Hälfte der Sauce bestreichen. Den Spargel aus dem Backofen nehmen, die Pfanne in den Ofen schieben und den Fisch dort etwa 5 Minuten im Ofen garen, bis er fest wird und leicht zerfällt. Dann den Lachs aus dem Ofen nehmen, mit der restlichen Honig-Senf-Sauce bepinseln und mit dem Spargel servieren.
*Das haben wir leider dieses mal bei der Rezeptauswahl versäumt: Sonst hätten wir gesehen, dass man für die Zubereitung natürlich einen Backofen braucht.
Weitgehend unbemerkt von der deutschsprachigen Seglergemeinschaft in den Niederlanden hat die Koninklijke Nederlandse Redding Maatschappij (KNRM) im letzten Jahr eine Notfall-App herausgebracht. Mit dieser App versorgt die KNRM Bootsfahrer während des Törns mit Informationen und alarmiert – falls notwendig und gewünscht – Notfallkontakte und die zuständigen Behörden.
KNRM Helps – Seenot-App Review
Die KNRM ist die niederländische Schwesterorganisation der DGzRS. Sie ist zuständig für den Such- und Rettungsdienst an der niederländischen Nordsee-Küste und auf dem IJsselmeer. Die Finanzierung erfolgt, wie bei der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger, durch private Spenden.
Mit ihrer App „KNRM Helps“ haben die niederländischen Seenot-Retter nun eine App in Englisch und Niederländisch herausgebracht, die sich primär an Freizeitskipper auf Motorboot oder Segelyacht richtet. Die App kombiniert dabei Routenplanung, Wetter- und Tideninformationen, Checklisten, einfache Seekarten und Notfallalarmierung in einem Programm.
Registrierung
Ist die App aus dem Google Play Store (Android) oder von iTunes (iOS) geladen, erfolgt zunächst die Registrierung. Dabei werden die Kontaktdaten des Skippers abgefragt. Ergänzend dazu werden auf der Website KNRM Helps die relevanten Schiffsinformationen angegeben, auf welche die Seenot-Retter im Notfall zugreifen können. Auf der Website können darüber hinaus auch die letzten gespeicherten Trips eingesehen und die Notfallkontakte editiert werden.
Törns
Die App bietet zwei Modi an, um Reisen aufzuzeichnen: Im Sail Plan Mode werden vorher Start, Zwischenziele, Ziel und ETA festgelegt und Notfallkontakte (Freunde, Verwandte) festgelegt. Überschreitet die Yacht die ETA, werden eine Reihe von Alarmen ausgelöst: Zunächst wird der Skipper erinnert, den Reiseplan anzupassen, dann werden die Notfallkontakte informiert, schließlich wird eine SAR-Alarmierung ausgelöst. Die genauen Eskalationsstufen findet man in der englischen Dokumentation (LINK).
Im Track Only Mode wird lediglich die Route anhand der GPS-Positionen aufgezeichnet und abgespeichert. Die ersetzt zwar kein Logbuch, ist aber eine schöne Erinnerung an einen (hoffentlich schönen) Schlag. Neben dem GPS-Track können in beiden Modi nach Abschluss der Reise auch Fotos und kurze Texte ergänzt werden.
Notruf auslösen
Aus beiden Modi kann jederzeit ein (telefonischer) Notruf ausgelöst oder Hilfe von der KNRM Leitstelle angefordert werden. Für die Unterscheidung zwischen Not und Hilfe gälte die Faustformel SOS gleich Not, Pan Pan entspricht Hilfe.
Wetter und Checklisten
Zu einer ordentlichen Reiseplanung gehört auch ein ordentlicher Wetterbericht – über die KNRM App keine Problem: Für die geplante Route können die aktuellen Seewettervorhersagen mit Tideninformationen und Unwetterwarnungen per Knopfdruck angezeigt werden. Die Abdeckung ist nicht so dicht wie bei Windfinder, sollte aber ausreichend sein.
Dazu werden drei verschiedene Checklisten angeboten: Einwintern, Auswintern und Törnplanung. Hier werden alle „To-Dos“ für die jeweilige Schiffsart (Motorboot, Segler, Innen- oder Außenborder) zum abhaken bereitgestellt.
Funk vs Smartphone
Mit der KNRM App werden neue Wege in der Seenot-Alarmierung beschritten. Bisher wurde immer davon abgeraten, ein Handy für die Alarmierung zu nutzen: Die Position kann darüber nicht gepeilt werden und Schiffe in der Nähe bekommen den Notruf nicht mit. Außerdem ist ein koordinierter Funkverkehr durch die SAR-Kräfte über Mobilfunk nicht möglich.
Deshalb schätzen Seenot-Retter und Küstenwache, wenn Mayday, Pan Pan und Securité via Funk bei ihnen eingehen. Allerdings sind laut Erhebung der KNRM von rund 140.000 seegängigen Schiffen in den Niederlanden nur rund 40% mit Funk ausgestattet. Die Kombination aus detaillierten Crew-, Routen- und Schiffsinformationen stelle gerade für diese Gruppe einen enormen Vorteil gegenüber rein telefonischen Notrufen dar, so Henk Kok vom KNRM.
Für alle Fälle, in denen keine konkrete Seenot vorliegt, sondern nur allgemeine Unterstützung benötigt wird, rät die KNRM eher zur Nutzung der „Assistance“-Funktion der App als zum Funkspruch. Die App soll also Funk, EPIRB & Co nicht ersetzen, sondern ergänzen.
Spenden
Last but not least: Sowohl in der App als auch auf der Website gibt es einen Spendenbutton (Donate): Leider funktioniert dieser nur mit niederländischen Mobilfunknummern. Wer trotzdem ein gutes Werk tun möchte: Die Seenot-Retter der DGzRS freuen sich auch über Zuwendungen (LINK).
Bald auch in Deutschland verfügbar
Bei der DGzRS ist derzeit eine deutsche Version in Planung, weitere Versionen für UK/Irland, Norwegen, Schweden und Finnland sind ebenfalls in Vorbereitung. Nach Aussage der DGzRS werden die jeweiligen Apps allerdings nicht übergreifend über alle Länder funktionieren sondern nur im jeweiligen Land der gewählten App. In Deutschland wird außerdem keine Alarmierung der SAR-Einheiten direkt über die App möglich sein. Die Eskalationskette ende laut Antke Reemts von der DGzRS bei den Notfallkontakten. Die hänge mit der unterschiedlichen Struktur der beiden Seenotrettungsdienste zusammen.
NACHTRAG 13.01.2017: Inzwischen ist auch von den Seenotrettern eine „baugleiche“ App unter den Namen „Safetrx der Seenotretter“ verfügbar. Eine ausführliche Review findet Ihr hier: LINK
Schwachstellen Akku und Netzabdeckung
Die Seenot Apps haben allerdings auch systembedingte Schwachstellen: Obwohl die Netzabdeckung in den küstennahen Bereichen und binnen sehr gut ist, wird es immer wieder Funklöcher geben, in denen eben keine Alarmierung möglich ist. Die Kenntnisse, wie der entsprechende Funkverkehr im Notfall abzuwickeln ist sind also nach wie vor wichtig.
Darüber hinaus zehrt das laufende GPS-Tracking und die Positionsübermittlung an der Akkukapazität der Smartphones. Wer also die Segel setzt, sollte vorher die Batterien seines Handys aufgeladen haben. Für längere Törns empfiehlt sich ein zusätzlicher, externer Akku. Diese sogenannten Powerbanks verhelfen dem SmartPhone zu einigen Zusatzladungen, ohne dass man einen Steckdose bemühen muss (LINK).
Fazit
Alles in allem haben wir den Eindruck, dass die KNRM Seenot-App gut geplant und umgesetzt ist. Gerade für kleine Boote ohne Funk stellt sie ein Mehr an Sicherheit dar. Auf der Waarschip wird sie bei den Schlägen in Ijsselmeer und Waddenzee sicherlich ab sofort mitlaufen. Auch wenn wir Funk an Bord haben: Haben ist besser als brauchen.
KNRM Helpt Video (Englisch)
Bildergallerie
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Für die freundliche Zusammenarbeit bedanken wir uns bei Antke Reemts (DGzRS) und Henk Kok (KNRM).
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