„Vor Gebrauch gut durchspülen – Gefahr von Legionellen“ – An der Frage, ob das Wasser aus dem Schlauch am Steg nun als Trinkwasser brauchbar ist, scheiden sich die Geister: Während die einen das Wasser aus dem Tank aus Angst vor Verunreinigung höchstens zum Händewaschen benutzten, nutzen andere es völlig unbesorgt als Trinkwasser. Im folgenden Artikel wollen wir mit ein paar Irrtümern aufräumen und einige Hinweise geben, wie eine Infektion mit Legionellen vermieden werden kann.
Was sind Legionellen?
Legionellen sind Bakterien, die beim Menschen Legionellose (bekannt als Legionärskrankheit) auslösen können. Die Krankheitsbilder reichen dabei von grippeartigen Beschwerden bis zu schweren Lungenentzündungen. In ungefähr 10-15% der Fälle verläuft die Krankheit tödlich.
Legionellen sind weltweit verbreitete Umweltkeime, die in geringer Anzahl natürlicher Bestandteil von Oberflächengewässern und Grundwasser sind. Mit anderen Worten: Legionellen kommen fast überall vor.
Legionellen lieben es warm: Bei Temperaturen zwischen 25 °C und 45 °C fühlen sie sich wohl und vermehren sich stark. Oberhalb von 60 °C werden sie meistens abgetötet und unterhalb von 20 °C vermehren sie sich kaum noch.
Der erste dokumentierte große Krankheitsausbruch ereignete sich während eines Veteranentreffens von Mitgliedern der US-amerikanischen Legion im Juli 1976 in Philadelphia. Damals erkrankten 181 Menschen an einer atypischen Form der Lungenentzündung, deren Ursache bis dahin nicht bekannt war. 29 Menschen kamen dadurch zu Tode.
Wie kann man sich mit Legionellen anstecken?
Die im Wasser vorhandenen Legionellen führen nicht zu einer direkten Gesundheitsgefährdung. Die Erreger werden durch zerstäubtes, vernebeltes Wasser übertragen. Die kleinen Wassertröpfchen verteilen sich in der Luft und werden eingeatmet. In Frage kommen hier beispielsweise Duschen, Whirlpools, Luftbefeuchter oder Wasserhähne, ebenso Kühltürme.
Eine Ansteckung durch Trinken ist nur in sehr seltenen Ausnahmefällen bekannt, wenn Wasser beim Trinken versehentlich über die Luftröhre in die Lunge gerät. Eine Magenverstimmung ist also kein Indiz für Legionellen, sonder höchstens für eine andere Verunreinigung im Wasser.
Wichtig: Legionellen werden nicht von Mensch zu Mensch übertragen. Entsprechend ist die Legionärskrankheit nicht ansteckend.
Schutz vor Legionellen im Hafen und an Bord
Im Hafen finden die Erreger besonders in den Trinkwasser-Systemen am Steg: Erwärmen sich die Schläuche in der Sonne, bietet dies einen idealen Nährboden für die Ausbreitung der Erreger.
Vor dem Gebrauch des Stegwassers sollte man das Wasser also mindestens fünf Minuten durchlaufen lassen, bevor es in den Frischwassertank gefüllt
In wenig frequentierten Duschräumen gelten ähnliche Vorkehrungen: Einige Minuten das Wasser durchlaufen lassen und erst dann unter die Dusche treten.
Auch an Bord finden die Erreger zwar ein gemütliches Zuhause: Frischwassertanks und Wasserleitungen werden in der Regel tage- oft wochenlang nicht benutzt und bieten hervorragende Wachstumsbedingungen. Aber auch hier gilt: Ohne Vernebelung des „verseuchten“ Wassers ist eine Ansteckung kaum möglich.
Wer trotzdem auf Nummer sicher gehen und den Wassertank trotzdem nicht ausbauen will, hat grundsätzlich drei Möglichkeiten: Verwendung von chemischen Zusätzen, mechanische Filterung oder UV-Bestrahlung.
Wer den Legionellen schon im Tank den Garaus machen will gibt ein Präparat mit Silberionen zu (erhältlich im Segelzubehör). Diese Mittel werde in flüssiger Form oder als Tabletten ins Wasser gegeben und töten bei richtiger Dosierung die Legionellen ab. Vorteil ist hier, dass den Präparaten eine Langzeitwirkung nachgesagt wird. Einige Anbieter sprechen von bis zu sechs Monaten. Tabletten für rund 10.000 Liter Wasser kosten rund 20 EUR.
Die zweite Möglichkeit bieten Wasserfilter: Natürlich muss die Filterpatrone regelmäßig gewechselt werden, was Folgekosten verursacht. Der Filter wird möglichst nahe an der Stelle angebracht, an der das Wasser entnommen wird (Pantry, Bad). Liegen diese räumlich getrennt, müssen entsprechend mehrere Filter eingesetzt werden. Darüber hinaus können Filter auf Aktivkohlebasis nur begrenzt genutzt werden, da sie sonst verkeimen und damit genau das Gegenteil von dem Bewirken, was sie sollen: Aktivkohle ist ein hervorragender Nährboden für Mikroorganismen – ist der Filter länger nicht in Benutzung oder steht das Wasser im Behälter, können sich Keime darin vermehren. Optimal ist hier also eine Kombination aus Aktivkohle, Silber und einer Membran die Mikroorganismen, organische Rückstände sowie Pestizide entfernen können.
Darüber hinaus bieten einige Anbieter auch eine Desinfektion via UV-Strahlen an. Hierbei wird das Wasser (bis zu 300l / h) durch ein dünnes Rohr geleitet und dabei bestrahlt. UV-Licht inaktiviert zuverlässig sämtliche organische Verbindungen und Krankheitserreger (also auch Legionellen), spaltet Sauerstoff und zersetzt Gerüche. Die UV Anlagen sollen Mikroorganismen wie Bakterien, Schimmel- und Hefepilze effektiv beseitigen. Nachteil dieser Anlagen ist der hohe Preis von mehreren hundert Euro.
Fazit: Eine hundertprozentige Sicherheit vor einer Infektion mit Legionellen gibt es zwar nicht. Allerdings kann man – geeignete Maßnahmen vorausgesetzt – das geringe Risiko einer Infektion über Hafenwasser noch einmal deutlich reduzieren.
Quellen:
Robert-Koch-Institut
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung
Bildnachweis: Wikipedia.de Von Microrao – Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0,