Laura Dekker gibt die Segelyacht, mit der sie 2012 einhand um die Welt gesegelt ist vorläufig ab. Die „Guppy“ geht an eine amerikanische Stiftung, die Kindern mit sozialen Benachteiligungen hilft.
„Manchmal ist es gut loszulassen und etwas Neues anzufangen“, schreibt die heute 22-jährige Dekker auf ihrer Facebook-Seite. Dies sei so ein Moment. „Ich bin bereit, sie gehen zu lassen und ein neues Kapitel in meinem Leben zu beginnen.“
Guppy wird nach Los Angeles umziehen, wo sie bei der Organisation „Lifesail“ als Schulschiff eingesetzt wird. Der Unterricht soll Kindern mit sozialer Benachteiligung Selbstvertrauen geben und sie lehren, mit schwierigen Dingen in ihrem Leben umzugehen.
Die Ideen der Stiftung, so die Seglerin, stehen voll und ganz im Einklang mit ihrem Lebensmotto. „Sie helfen den Kindern auch dabei, Lebenskompetenzen zu erlernen. Durch das Segeln lernen sie, worin sie gut sind und wie sie ihre Träume verfolgen können.“Dekker habe über gemeinsame Freunde von der Non-Profit-Organisation erfahren, sagt LifeSail-Gründer Matt Schulz. Er ist deutscher Abstammung, genau wie Lauras Ehemann und ihre Mutter.
Der neue Besitzer ist überglücklich mit Guppy: „Es ist nicht nur ein Segelboot, das wir bekommen, sondern ein historisches Boot. Laura segelte im Alter von vierzehn Jahren damit um die Welt. Sie wollte ab dem sechsten Lebensjahr die Welt bereisen, hatte eine Vision ab dem achten Lebensjahr, realisierte die Kanalüberquerung im Alter von dreizehn Jahren im Rahmen einer Generalprobe und verwirklichte ein Jahr später ihren leidenschaftlichen Wunsch und ihre Überzeugung. Eine unglaubliche Inspirationsquelle für die oft missverstandenen Kinder, die wir Segeln unterrichten.“
Geplatzter Deal
Der Überlassung von Guppy war Teil einer Absprache mit einem Amerikaner, weiß Schulz. Laura hatte Guppy bei einem Yachtmakler für einen Betrag von 67.500 Euro annonciert. „Jemand von der Ostküste hatte sich gemeldet. Er wollte das Boot unter der Bedingung kaufen, dass Laura es einer Organisation ihrer Wahl spendet. Sie traf ihre Wahl, der Käufer habe aber nie bezahlt“. Aus der Spende wurde daraufhin eine Dauerleihgabe.
Schulz verstehe Laura Dekker wie kein anderer, sagt er. „Ich war gerade zwei Wochen mit ihr in Neuseeland. Wir haben den gleichen Antrieb, den gleichen Charakter und wollen beide nur eines: Segeln. Wir werden beide verrückt, wenn wir ein paar Tage nicht auf dem Wasser waren.“
Fidschi
Der LifeSail-Gründer muss Geduld haben, bevor Guppy im Hafen seiner Segel- und Lebensschule liegt. Laura wird ihre Yacht zunächst nach Fidschi segeln, wo sie derzeit an einem neuen Projekt arbeitet. Nach dem Austausch der inzwischen veralteten Elektronik an Bord segelt eine Crew Guppy dann nach Hawaii, wo er drei Monate bleiben wird. Im September 2018 soll dann die Überführung nach Los Angeles stattfinden.
Laura Dekker kündigt an, künftig enger mit der Organisation zusammenzuarbeiten. Schließlich will sie selbst ein 24 Meter langes Schiff kaufen, auf dem sie mit kleinen Kindern segeln kann. „Wir wollen ein Schiff, das kraftvoll ist, viele Schlafplätze hat, schön ist, aber vor allem für viele der Beginn eines neuen Lebens sein kann“, sagt der Segelstar.
Die ehemalige Seglerin gesteht, dass sie es beängstigend findet, dass sie vorerst kein Boot hat. „Ich werde vermissen, auf dem Schiff zu schlafen. Natürlich auch, alles an Bord reparieren zu müssen, wie Elektrizität, Leitungen, Segel, etc. Ich beginne erst jetzt zu begreifen, wie viel Spaß ich an diesen Dingen habe.“
Laura Dekker – Einhand um die Welt
Am 21. August 2010 verließ Laura Dekker Gibraltar als Vierzehnjährige mit Guppy Gibraltar. Anfang 2012 kam sie auf der Insel Sint Maarten an. Von dort segelte sie weiter nach Neuseeland. Sie ist das jüngste Mädchen, das je allein um die Welt gesegelt ist. Die Weltumseglung hatte seinerzeit internationale Diskussionen ausgelöst. Viele waren der Meinung, dass ein solches Projekt in mit 14 Jahren ein unverantwortliches Risiko darstellte. Nach dem erfolgreichem Abschluss wurde Dekker, das „Zeilmeisje“, in den Niederlanden als Nationalheldin gefeiert. Über ihre Reise hat Dekker ein Buch geschrieben (Ein Mädchen – Ein Traum). Der Filme Maidentrip erschien im Jahr 2013.
Nach ihrer Reise lebte sie weiterhin in Neuseeland auf ihrem Boot. Im Jahr 2015 heiratete sie im Alter von 19 Jahren den Deutschen Daniel Tealman (31).
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