Besser hätte der Start in die Saison nicht ausfallen können: Bei strahlendem Sonnenschein und frühsommerlichen Temperaturen ist die Marlene jetzt aufgeriggt und zurück im Heimathafen. Gute Seemannschaft in Form von tatkräftiger Hilfe vom Nachbarschiff sei Dank!
Emsiger Hafen, ruhige Überfahrt
Überall im Lemsterpoort, Sloten, knattern die Hochdruckreiniger. Hafenmeister Jan krant im Akkord. Emsige Eigner verpassen ihren schwimmenden Lieblingen den letzten Schliff für die Saison. Bei fast sommerlichen Temperaturen brummt es im Hafen und jeder werkelt mit einem Grinsen im Gesicht an seinem Schiff – der Frühling ist in Friesland angekommen und entschädigt für die kalten Stunden im Winterlager.
Auch die Marlene ist wieder im Wasser und dank tatkräftiger Unterstützung von Freund Sascha wieder mit Rigg versehen. Der Mast steht, Wanten und Stage sind gespannt. Zudem haben wir uns und der Waarschip einen neuen Satz Falle spendiert: Ordentliches Dynema-Material von FSE-Robline ersetzt das in die Jahre gekommene Gut mit Drahtvorlauf für Fock-, Groß-, Spifall und Dirk. Die erste Belastungsprobe unter Vollzeugt steht am nächsten Wochenende an.
Die Krönung des Tages war dann die Überführung von Sloten in unseren Heimathafen nach Heeg: So sonnig und stressfrei gab‘s das noch nie.
Gute Seemannschaft
Das Maststellen auf der Waarschip klappt in der Regel auch ohne Jütbaum und Mastkran ganz gut: Mit angeschlagenen, aber natürlich losen Wanten und Stagen drückt der eine vom Cockpit aus den Mast nach oben, während der andere auf dem Vorschiff den Mast am Vorstag zieht. Als Flaschenzug dient dabei die Großschot. Obwohl es leidlich zu zweit klappt, ist ein weiteres Paar Hände immer hilfreich, um den Mast nach oben zu balancieren.
Schön dann zu sehen, dass es in nächster Nachbarschaft immer andere Segler gibt, die ohne großes Palaver ihre Sachen liegen lassen und zugreifen. Man hilft sich. Nicht weil man muss oder sich verpflichtet fühlt, sondern weil man einfach helfen möchte.
Gute Seemannschaft ist mehr als die Summe von Regeln, Vorschriften und Befähigungen. Sie ist mehr als der gleichnamige Wälzer von Rolf Dreyer: Es ist das Miteinander im Hafen und auf dem Wasser. Rücksichtnahme, Hilfsbereitschaft, Höflichkeit. Wie viele Male haben wir Hilfe benötig, als mal wieder unser inzwischen verschrottete Motor den Geist aufgegeben hat? Wie oft hat ein Brückenwärter die Brücke noch einen Moment offen gelassen, damit wir auch noch passieren konnten? Wie oft standen uns unsere Stegnachbarn mit Rat und Tat zur Seite? Wie oft hat unser Hallenchef Hans uns von handwerklichen Fehlleistungen abgehalten?
Natürlich sind Segler keine besseren Menschen. Auf dem Wasser wie auf dem Land gibt es unsägliche Gestalten, die schwer zu ertragen und meist noch schwerer zu ignorieren sind. Aber eben auch viele, die darum wissen, wie wohltuend es ist, unkompliziert eine Hand zu reichen oder die Toleranz des anderen eben nicht überzustrapazieren. Ein Freifahrtschein für ein sorgloses „ich muss mich nicht kümmern“ oder das Auslagern von geistiger Eigenleistung ist gute Seemannschaft nun natürlich auch nicht. Es ist ein Geben und Nehmen.
In diesem Sinne stellvertretend einen speziellen Dank an die unbekannten Helfer aus Sloten und Euch allen einen schönen Saisonstart.