Friesland News

End of Life Boats werden zum Problem

End of Life Boats: Der HISWA angeschlossene Yachthäfen und Marinas haben die Geschäftsbedingungen für Liegeplatzbesitzer geändert: Die neuen Regularien geben dem Hafenmeister das Recht, das Eigentum an Booten zu übernehmen, die seit mehr als 6 Monaten stillgelegt wurden und sie zur Deckung der Kosten zu verkaufen.

Immer mehr ungenutzte Yachten verrotten in den niederländischen Häfen und werden nicht nur zum optischen Problem: Oft werden für die so genannten End of Life Boats (ELB) keine Liegegebühren mehr bezahlt. Dazu kommt, dass die verrottenden Schiffe irgendwann zum Umweltproblem werden, um das sich der Hafenbetreiber kümmern muss. Oft auf eigene Kosten, da sich ein Eigner nicht mehr ermitteln lässt. Eine von waterrecreatieadvies.nl durchgeführte Umfrage ergab, dass in den Niederlanden rund 6.000 Yachten unterschiedlicher Größe in den Häfen liegen, für die nur noch eine Verschrottung in Frage kommt. Es wird geschätzt, dass sich diese Zahl in den nächsten fünf Jahren mehr als verdoppeln wird. Das Phänomen ist dabei ein flächendeckendes Problem:

  • 88% kennen Liegeplatzinhaber, die ihre Boote nicht mehr benutzen
  • 88% erhalten Beschwerden von anderen Eignern über den Wartungszustand benachbarter Boote
  • 34% haben Maßnahmen ergriffen, indem sie die Boote selbst gereinigt haben
  • 72% haben Erfahrung mit der Auslagerung von Inkasso-Dienstleistungen hinsichtlich überfälliger Liegegebühren
  • 31% haben schon einmal rechtliche Schritte eingeleitet, um ein End of LIfe Boat enteignen zu lassen
  • 41% haben vom Eigner ein Boot angeboten bekommen, um die noch ausstehenden Liegegebühren zu bezahlen
  • 34% haben tatsächlich die Boote demontiert und/oder entsorgt, die zurückgelassen wurden

Insgesamt ergibt sich daraus die beeindruckende Menge von rund 980.000 Tonnen Polyester, für das es, anders als bei Stahl oder Holz, noch kein schlüssiges Wiederverwertungskonzept gebe.

Hintergründe

Die Segler in den Niederlanden werden immer älter. Eine kürzlich durchgeführte Umfrage ergab, dass der prozentuale Anteil von Eignern über 50 Jahre von 35% im Jahr 1993 auf 63% im Jahr 2002 und 74% im Jahr 2013 gestiegen ist. Oft werden Boote alters- oder krankheitsbedingt aufgegeben oder nach einem Todesfall von den Erben nicht weiter genutzt.
Hinzukommt, dass der Gebrauchtboote-Markt seit Jahren stagniert und sich alte Yachten in schlechtem Zustand nur sehr schwer verkaufen lassen. Zusätzlich zu den Yachten im Wasser stehen noch etwa 100.000 Schiffe ungenutzt in Scheunen – weil die Eigner nicht wissen, wohin damit oder weil die fachgerechte Entsorgung ein kleines Vermögen kosten kann.

Wassersport-Industrie sucht nach Alternativen für End of Life Boats

Um nicht allein auf den Kosten sitzen zu bleiben und den Prozess zu beschleunigen, haben viele Hafenbetreiber ihre Geschäftsbedingungen abgeändert: Schiffe, die mehr als 6 Monate verlassen im Hafen liegen, können zur Deckung offener Liegegebühren verkauft werden. In vielen Fällen wird der Verkaufsversuch wohl auch hier ohne Erfolg bleiben, aber das Signal an die Eigner ist eindeutig.

Parallel lotet die HISWA zusammen mit anderen Verbänden Optionen aus, wie die Lösung des Verschrottungsproblems von Polyester-Yachten angegangen werden kann. In Frankreich wird beispielsweise ab Januar 2019 eine Steuer auf alle neuen Boote erhoben um eine Art Entsorgungsbeitrag an einen Fonds leisten werden, aus dem dann die Verschrottung von End of Life Boats finanziert werden könnte.

Liegen in Euren Häfen auch (mehr oder weniger) schwimmende Schrotthaufen? Dann postet doch ein Foto davon in der Facebook-Gruppe von Fryslân Sailor (LINK).

 

Quelle: http://www.waterrecreatieadvies.nl | Titelbild: (c) APER

 

 

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