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Lexikon der Phantominseln von Dirk Liesemer

Im August 1782 verhandeln in Paris die Unterhändler von Großbritannien und der USA über das Ende des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges. Seit dem Ausbruch 1777 hatten sich die beiden Parteien auf dem Schlachtfeld erbitterte Kämpfe geliefert, doch nun ist der Frieden in greifbarer Nähe. Einer der wenigen offenen Streitpunkt ist der Grenzverlauf in Nordamerika: Die Gebiete im Norden sind so gut wie unerforscht, es gibt nur eine halbwegs zuverlässige Karte. Die Unterhändler streiten erbittert, schließlich einigt man sich darauf, die Inseln Isle Royal und Phélipeaux den USA zuzuschlagen, die Insel Pontchartrain geht an die britische Kolonie Kanada. Der Vertrag wird ratifiziert. Leider stellt sich später heraus, dass sowohl Phélipeaux als auch Pontchartrain gar nicht existieren. Der Kartograf hatte sie schlicht erfunden und nach seinem Gönner Louis II. P Phélipeaux de Pontchartrain benannt. Während die Welt im 21 Jahrhundert bis auf den letzten Quadratmeter bekannt ist, waren die Kartografen in den vergangen Jahrhunderten auf Logbücher und Reiseerzählungen angewiesen. Und die stammten oft aus unsicherer Quelle: Der schnelle Klick auf GoogleMaps war ebenso unmöglich wie die genaue Standortbestimmung per GPS. …