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Wierradar – Per App gegen die Algenpest

Wierradar

Wierradar – Neue App meldet Areale mit starkem Algenbewuchs

UPDATE 19.09.2018: Die App ist seit September 2018 unter dem neuen Namen Waterplatmelder für iOS und Android verfügbar. Nähere Infos siehe hier LINK.

Wierradar | Wie in (fast) jedem Jahr leiden Wasssersportler auf dem Markermeer und den Randmeeren auch in dieser Saison wieder unter der unkontrollierten Ausbreitung von Wasserpflanzen. Begünstigt durch relativ hohe Wassertemperaturen und (eigentlich positiv) verbesserte Wasserqualität bereitet dabei besonders das Fonteinkruid (Leichkraut) ––Ärger: Die Schlingpflanzen blockieren die Schrauben des Bootes oder bleiben an der Ruderanlage hängen. Im besten Fall wird die Yacht nur gebremst, im schlimmsten Falle wird sie manövrierunfähig und der Skipper muss Hilfe rufen. Tückisch ist, dass ständig neue Bewuchsstellen entstehen. Eine Route, die letzten Monat noch passierbar war, wird plötzlich zum Problem.

Für konkreten wirtschaftlichen Schaden sorgt die Algenpest vor allem bei betroffenen Yachthäfen, die in belasteten Gebieten liegen und jetzt von Wassersportlern gemieden werden. Auch Segelschulen und Regattaveranstalter weichen zurzeit aus und suchen andere Reviere.

Einige Segler überdenken sogar inzwischen ihren Liegeplatz und erwägen, in Gebiete mit weniger Bewuchsproblemen auszuweichen. Eine Garantie, dass die Algen dort nicht ebenfalls zum Problem werden, haben sie jedoch nicht.

Neue Wierradar-App soll Wassersportlern helfen

Viele Segler suchen in Foren und den einschlägigen Gruppen auf Facebook nach Rat oder brüten über Alternativrouten. Die neue App Wierradar (etwa „Algenradar“) schlägt einen anderen Weg ein. In der gerade einmal drei Wochen jungen App des niederländischen Softwareentwicklers Digital Card Solutions aus Amsterdam können Wassersportler Algen- und Wasserpflanzenteppiche melden. Diese Meldungen werden dann in einer Kartenansicht dargestellt. Mit dieser Form des „Schwarmwissen“ können sich alle Beteiligten (Wassersportler, Rijkswaterstaat, HISWA…) schnell und einfach informieren und informiert werden. Wir haben uns die App angesehen:

Wie funktioniert Wierradar?

Wierradar ist kostenlos in Apples AppStore verfügbar sowie für Android-basierte Smartphones (Google Playstore) erhältlich. Einmal auf dem Smartphone installiert und gestartet, gelangt man automatisch in die Kartenansicht. Auf dieser sind problematische Areale entweder durch rote Flächen oder durch Kreise mit Zahlen markiert. Per Doppelklick auf die Zahl kann man in die Karte zoomen („12“ bedeutet dabei, dass sich in diesem Gebiet zwölf Algenfelder befinden). Zu jedem individuellen Algenfeld werden per Doppelklick Detailinformationen gezeigt. Ein rotes Achtung-Symbol signalisiert, dass ein Feld von einem User gemeldet wurde. Grün signalisiert, dass ein Feld nicht mehr existiert. Gelbe Symbole zeigen, dass Rijkswaterstaat sich um die Felder kümmert oder bereits gekümmert hat.

Wenn man die Lokalisierung eingeschaltet hat, kann man zusätzlich die eigene Position zum nächsten Algenfeld erkennen und entsprechend den Kurs ändern.

Wierradar setzt dabei auf die Beteiligung der mobilen Wassersport-Community. Jeder Nutzer ist aufgefordert, sich per Meldung zu beteiligen und neue Wasserpflanzen zu melden, Felder abzumelden oder zu bestätigen. Mitte August wurden so bereits rund 130 Gefahrenstellen identifiziert (die meisten davon im Markermeer und den Randmeeren).

 

Was kann die App sonst noch?

Wohl um nicht gar zu schlank daher zu kommen, hat die App noch einen Wetterbericht von Buienradar sowie einen Google-Routenplaner an Bord. Letzterer ist allerdings denkbar sinnlos für Wassersportler. Google Maps ist einfach nicht für nautische Navigation geeignet.

WierradarDarüber hinaus können die letzten Meldungen auch auf dem Sperrbildschirm geholt werden. Ob das sinnvoll ist, mag jeder für sich entscheiden.

Wichtig für deutsche Wassersportler, die ihr Datenvolumen im Ausland schonen wollen: Wierradar funktioniert auch im Flugmodus. Die Daten werden dann zwar nicht mehr laufend aktualisiert, die letzten Meldungen werden jedoch immer noch angezeigt.

Wie viele neue und kostenlose Apps hat auch Wierradar noch einige Kinderkrankheiten hinsichtlich Usability und Stabilität. Die Zoomfunktion der Karte ist in der getesteten Version 1.4 noch recht umständlich zu bedienen – ein wenig merkt man der App an, dass die Entwickler sie noch rechtzeitig zur Wassersportsaison auf den Markt werfen wollten. Der Idee tut dies jedoch keinen Abbruch. Wenn die Programmierer wie versprochen am Ball bleiben, sollten die Fehlerchen schnell behoben sein.

Abschließend sei bemerkt, dass Erfolg und Qualität der App von der Beteiligung der Anwender abhängt: Nur wenn Algenfelder gemeldet (und abgemeldet) werden, kann die Wassersport-Gemeinde ausreichend informiert werden. Allzu sehr verlassen sollte man sich also auf die Software nicht.

Bildnachweis: Screenshots aus der App (iOS)

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