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Ich packe meine Kühlbox… – Wie kalt bleiben Lebensmittel wirklich?

Wochenmärkte in Friesland

Für jedes Segelwochenende packen wir am Freitag früh unsere Kühlbox mit allem, was wir über das Wochende an Bord zubereiten wollen und kalt halten wollen: Fleisch, Milch und Käse sind mit von der Partie. Dabei ist es wichtig, dass während Transport und Lagerung an Bord die Kühlkette erhalten bleibt, damit die Lebensmittel nicht verderben.

Wer auf größeren Yachten unterwegs ist, hat an Bord einen eigenen Kühlschrank, der über Strom oder Gas betrieben wird. Damit klappt die Kühlung von Lebensmittel auch in wärmeren Gefilden. Gerade nicht vakuumiertes Fleisch und frischer Fisch benötigen sehr niedrige Temperaturen, um an Bord nicht zu verderben. Auf kleineren Schiffen wie der Marlene ist man allerdings meist auf ene Kühlbox angewiesen. Die Frage ist nur, wie gut diese wirklich kalt bleiben? Ich wollte das mal etwas genauer wissen und habe nachgemessen.

Der Testaufbau

Als „Testobjekt“ musste unsere normale Kühlbox herhalten: 29 Liter Volumen mit thermoelektrischer Kühlung mit 12V oder 230V Anschluss, Neupreis rund 80 EUR. Gefüllt wurde sie so, wie bei es bei uns meistens der Fall ist. Aus dem Tiefkühler (-20°C) kommen zwei Tiefkühlbehälter mit Suppe. Dazu aus dem Kühlschrank (+5°C) ein Liter Milch, eine Wurstdose, zwei Flaschen Bier und eine Flasche Weißwein. Die Kiste ist damit zu ca. zwei Dritteln gefüllt. Die Raumtemperatur lag konstant zwischen 20°C und 21°C. Gemessen wurde jeweils über einen Zeitraum von zwölf Stunden. In dieser Zeit wurde die Kühlbox nicht geöffnet.

Da ich keine Lust hatte, jede Stunde die Zahlen abzulesen, habe ich kleines Bluetooth-Thermometer verwendet, dessen Messwerte direkt auf dem Handy angezeigt werden und das die Messwerte zum Export nach Excel speichert.

Erster Versuch – Kühlen ohne Nachhilfe

Temperaturverlauf in einer Kühlbox

Im ersten Versuch blieb die Kühlbox fast sich selbst überlassen: Lebensmittel rein und etwa eine Stunde per Stromanschluss auf knapp unter zwei Grad heruntergekühlt, wurde dann die Stromquelle getrennt. Schon nach kürzester Zeit stieg die Temperatur im Innenraum stark an: Die die Lebensmittel umgebende Luft überschreitet innerhalb von nur drei Stunden die kritische Temperatur von 10°C. Danach jedoch ist der Anstieg nur noch langsam, die tiefgekühlten Suppen wirken jetzt als Kühlelemente, tauen aber dabei natürlich auch auf.

Fazit: Ohne aktive Kühlung ist sehr schnell eine Temperatur erreicht, bei der Lebensmittel nicht mehr ausreichend gekühlt werden und anfangen, zu verderben.

Zweiter Versuch – Kühlbox mit aktiver Kühlung

Temperaturverlauf in einer Kühlbox

In der zweiten Runde wollte ich wissen, wie stark das eingebaute Peltier-Element wirkt und ob es genug Power hat, die Lebensmittel kalt zu halten. Nach der Abkühlphase blieb die Kühlbox am heimischen „Landstrom“ angeschlossen und hielt über die gesamt Zeit die Temperatur auf rund 3°C und damit 17°C unter der Umgebungstemperatur (die Schwankungen im Bild oben folgen genau denen der Raumtemperatur) – kein Problem also, genau nach Herstellerangabe und kälter als unser Kühlschrank es in aller Regel ist. Die tiefgekühlte Suppe war zwar ganz leicht angetaut, hätte aber ein verlängertes Segel-Wochenende gut überstanden.

Tipps für die richte Lagerung

Zugegeben: Die meisten Punkte sind Binsenweisheiten, in Kombination aber durchaus wirkungsvoll:

  • Die Waren in der Kühlbox sollten so kalt wie möglich sein. Am Abend vor dem Umpacken aus dem Kühlschrank diesen also ruhig ein paar Grad kälter einstellen.
  • Mehr ist mehr: Luft erwärmt sich deutlich schneller als Gegenstände. Deshalb ruhig noch mit ein paar Dosen (kaltem) Bier auffüllen und die Box voll machen. Diese wirken dann wie trinkbare Kühlakkus.
  • Die Box nur öffnen, wenn es wirklich notwendig ist, damit die kalte Luft nicht unnötig durch warme ersetzt wird (gilt natürlich auch für den Kühlschrank daheim).
  • Das Peltier-Kühlelement der Box ist ein Wärmetauscher: Auf der einen Seite wird kalte Luft in die Box gedrückt, nach außen wird warme Luft abgegeben. Deshalb für genügend Belüftung der umgebenden Backskiste sorgen.
  • Wenn das Bier leer ist, sollte man nach Möglichkeit keine warmen Flaschen nachfüllen, sondern sich im Supermarkt mit gekühlten Dosen oder Flaschen versorgen. Die Wurst in direkter Nachbarschaft wird es einem danken.
  • Sofort an den Strom: Sobald Landstrom verfügbar ist und solange der Motor läuft, die Kühlbox anschließen und die aktive Kühlung nutzen.
  • Nachmessen: Es kann nicht schaden, die Temperatur in der Box gelegentlich zu checken. Die verschiedenen Modelle sind mal besser und mal schlechter isoliert. Entsprechende Thermometer mit Thermofühler am Kabel gibt’s schon für ein paar Euro. Der Fühler wird in die Kühlbox gehängt, das Thermometer selber wird außen befestigt.

Ein paar Tipps zum richtigen Packen der Box stelle ich einem der nächsten Posts vor.

Optimale Lagertemperaturen von Lebensmitteln

Nach Angaben der Verbraucherzentrale beträgt die optimale Lagertemperatur für Lebensmittel wie folgt:

Produkte Temperatur
Fleisch, Fisch 2° C
Milchprodukte, Aufschnitt 4° C
Eier, Käse, Gebäck 8° C
Obst und Gemüse 10° C

Großer Stromhunger

Aktive Kühlboxen sind meist stromhungrig: Unsere Testbox verbraucht im 12 Volt (V) Betrieb rund 48 Watt (W). Das entspricht 4 Ampere (A). Bei einer angenommen Kapazität der Versorgerbatterie von 80 Amperestunden (Ah) wäre diese also nach 20 Stunden vollständig entleert. Da die tatsächlich nutzbare Kapazität der Batterie in der Regel weit unter der angegebenen Werten liegt, ist oft schon lange vorher Schluss: Die Versorgerbatterie als Stromquelle für die Kühlbox zu nutzen ist also höchstens kurzfristig empfehlenswert oder wenn diese parallel über die Lichtmaschine des laufenden Motors ausreichend geladen wird. Der Betrieb über Landstrom stellt jedoch kein Problem dar.

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